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Geschichte der Gewerblichen Schule Tübingen

Auszüge der Festschrift "100 Jahre Gewerbliche Schule Tübingen"

Einrichtung einer Sonntagsschule für junge Handwerker. Es finden zwei Stunden freiwilliger Unterricht an Sonn- und Feiertagen statt, den anfangs 230 Schüler besuchen.
Organisatorisch ist  die Schule mit der 1823 gegründeten Realschule unter Leitung von Professor Pahl, dem Rektor des Tübinger Lyceums, verbunden.
Der Unterricht wird auf Samstagnachmittag und im Winter auf einzelne Abendstunden erweitert. Tübingen eilt damit der allgemeinen Entwicklung voraus.
Eröffnung der „Gewerb-Schule“ als regelmäßige Abendschule.
Erweiterung zu einer gewerblichen Fortbildungsschule. Es unterrichten Reallehrer, Bautechniker und Zeichenlehrer des Gymnasiums. Leiter ist der Rektor der Realschule, Dr. Ferdinand Kommerell.
Einrichtung von drei Winterkursen für das erste bis dritte Lehrjahr. Es werden zwischen 11 und 13 Stunden pro Woche unterrichtet. Der Besuch ist nach wie vor freiwillig.
Das Schulwesen wird vom Staat immer strenger reglementiert. Deshalb ermahnt die „Königliche Kommission für die Gewerblichen Fortbildungsschulen“ die Tübinger Gewerbe­schule, 100 Stunden Unterricht pro Jahr und Klasse in den „wissenschaftlichen Pflichtfächern“ abzuhalten – und nicht weniger, wie tadelnd festgestellt wird.
Mit den Vorschriften des Gewerbeschulgesetzes von 1906 muss auch in Tübingen eine staatliche Gewerbeschule als „Tagesschule“ mit Pflichtunterricht eingeführt werden. In einem Gemeinderatsprotokoll ist zu lesen, dass aufgrund der zu erwartenden Schülerzahlen mindestens vier Fachab­teilungen einzurichten seien. Im ersten Lehrjahr sollten laut Gesetz 28 Wochenstunden unterrichtet werden, wofür ein Lehrer zu verpflichten sei.

Gründung der „Gewerbeschule Tübingen“ als staatliche Pflichtschule.



Der Staat ordnet per Gesetz die Berufsschulpflicht für Lehrlinge an. Erster hauptamtlicher Gewerbelehrer ist Ernst Ackermann, der seinen Dienst im Mai 1910 antritt. Bis zur organisatorischen Trennung im Jahr 1919 verwaltet Ackermann neben der Gewerbeschule auch die kleinere „Handelsschule“. Diese ist ebenfalls in der Schmiedtorstraße untergebracht.
Dr. Eugen Kimmel, der Direktor der Oberrealschule (heute Kepler-Gymnasium), wird als Schulleiter für beide Berufsschulen eingesetzt.
Rechtzeitig zur Schulgründung wird die Herzogliche Fruchtschranne in der Schmiedtorstraße zum Schulhaus ausgebaut (heute Bürgeramt in der Schmiedtorstraße). Etwa 100 Schüler im ersten Ausbildungsjahr unterliegen nun der Berufsschulpflicht.
Der Gemeinderat zeigt sich weiterhin großzügig. Als im November Rektor Kimmel den Wunsch einiger Gewerbelehrlinge vorträgt, einen freiwilligen Modellierkurs einzurichten, erklärt sich der Gemeinderat zur Übernahme der Kosten bereit.
Der Erste Weltkrieg schlägt sich auch im Tübinger Schulwesen nieder. Es wird eine Verwundetenschule mit Werkstätten eingerichtet, in der Lehrlinge praktischen Unterricht erhalten. Hinsichtlich dieser praktischen Ausrichtung ist die Einrichtung der Werkstätten ein Vorläufer der Berufsfachschulen.
Lehrlinge sind jetzt oft die einzigen Arbeitskräfte in den Betrieben. Der Tübinger Oberbürgermeister ersucht deshalb die Gewerbeschule, „in gegenwärtiger Zeit, wo die Lehrherren vielfach allein auf ihre Lehrlinge angewiesen seien“, begründeten Gesuchen um Urlaub stattzugeben und versäumten Unterricht nicht nachholen zu lassen.
Die Gewerbliche Schule Tübingen wird organisatorisch selbstständig. Der bisherige Rektor Kimmel lässt sich ab 1. Mai 1919 von seinem „Nebenamt an der Gewerbe- und Handelsschule“ entbinden. Nachfolger und erster Gewerbeschuldirektor wird Ernst Ackermann, Lehrer von 1910 bis 1946.
Der für die Schule zuständige „Gewerbeschulrat“ beschließt die Einrichtung von Meisterkursen und entsprechenden Werkstätten, damit die Schüler nicht nach Reutlingen gehen müssen.
Gemeinderat Karl Schwarz beantragt vor dem Gemeindegremium, „den weiblichen Lehrlingen den Besuch der Gewerbeschule ebenso zu gestatten wie seit neuerer Zeit den kaufmännischen weiblichen Lehrlingen die Handelsschule“. Der Gemeinderat gibt dem Antrag statt, vorbehaltlich eventueller Einwände der Schulleitung.
719 Schüler besuchen die Gewerbeschule, darunter 31 Mädchen. Insgesamt sind 30 Schüler und sieben Schülerinnen älter als 18 Jahre,
alle anderen jünger.
Die Ministerialabteilung für Fachschulen genehmigt den Antrag des Gemeinderats auf „Gewerbeschulpflicht der Nadelberufe“.
Für Zimmerleute und Flaschner soll im folgenden Schuljahr der Werkstattunterricht eingeführt werden.
Die Sozialpolitik der Weimarer Republik ermöglicht die Einrichtung von Fortbildungskursen für jugendliche Erwerbslose mit Theorie- und Werkstattunterricht. Angeboten werden Fachkurse in Schriftenmalen, Radiotechnik und Kurse für Schreinergesellen. Zusammen mit dem Arbeitsamt Reutlingen werden die Arbeiten ausgestellt.
„Silbernes Jubiläum“ der Gewerbeschule mit Feier in der Turnhalle der Wildermuth-Schule.
Unter 591 Schülern sind 29 Mädchen, 43 Schüler sind über 18 Jahre alt, sie werden in 27 Klassen unterrichtet. 86 Prozent der Schülerbringen den Volksschulbesuch als Vorbildung mit. Die Schüler gehören folgenden Abteilungen an: Bau- und Holzberufe (108), Metallberufe (224), kunstgewerbliche Berufe (112), Bekleidungsberufe (59), Nährberufe (88). Erstmals wird landesweit eine einheitliche theoretische Prüfung durchgeführt.
Alle Jugendliche unterliegen ab diesem Jahr der Berufsschulpflicht. Das gilt auch für Jugendliche ohne Lehrstelle. Das hierfür zuständige „Reichsschulpflichtgesetz“ enthält die neuen und bis heute gültigen Bezeichnungen „Berufsschule“, „Berufsfachschule“ und „Fachschule“.
Von neun Lehrern müssen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, vier Kriegsdienst leisten, von denen zwei fallen.
Der Unterricht während des Krieges ist von überfüllten Klassen, Fliegeralarmen und Kohlenmangel geprägt
Dem Gewerbe- und Handelsschulverband treten die Gemeinden Bodelshausen, Mössingen, Nehren, Ofterdingen und Talheim bei, die bisher eine von Tübingen mitversorgte Berufsschule in Mössingen unterhielten. Kusterdingen, Wankheim und Weilheim treten ebenfalls bei. Die Schule wächst auf ca. 1300 Schüler.
Baubeginn für das neue Berufsschulgebäude im Feuerhägle in Derendingen. In diesem Gebäude befindet sich heute die Mathilde-Weber-Schule.
Einzug ins neue Schulgebäude an der Primus-Truber-Straße, zusammen mit der Kaufmännischen Schule. 2056 Schüler besuchen das neue Gebäude des Berufsschulverbands. Neu hinzu kommen die Gesundheitsberufe. Als erstes wird eine Bezirksfachklasse für Zahnarzthelferinnen eingerichtet.
Gründung einer eigenen Meisterschule für Schreiner, für die sich besonders Eugen Bäuchle, der spätere langjährige stellvertretende Schulleiter, eingesetzt hat.
Die Sendungen des Telekollegs Südwest beginnen und die Gewerbliche Schule Tübingen wird Telekollegschule.
Die zweijährige Gewerblich-technische Berufsfachschule beginnt ihren Unterricht zunächst im Berufsfeld Metalltechnik, Schulträger ist kraft Schulgesetz der Landkreis. Diese erste Klasse besuchen 26 Jungen und ein Mädchen.
Beginn der Bauarbeiten für den Neubau der Kaufmännischen Schule und einen Anbau für die Gewerbliche Schule.
Der Landkreis Tübingen übernimmt die Trägerschaft für die ganze Schule.
Die einjährige Berufsfachschule für Holzberufe nimmt ihre Arbeit auf.
Es herrscht große Raumnot: 2018 Schüler besuchen die Gewerbeschule.
Der Aufbau des Technischen Gymnasiums beginnt.
Die Schülerzahlen steigen weiterhin: Die Gewerbliche Schule als größte der drei beruflichen Schulen hat jetzt 2879 Schüler (Kaufmännische Schule 938, Hauswirtschaftliche Schule 480). In den Quellen wird die Bezeichnung „Berufsschulzentrum Tübingen“ geläufig.
Erster Spatenstich für das neue Schulgebäude. Schulleiter Walter Müller tritt in den Ruhestand, sein Nachfolger wird Hermann Braun, der bis 1991 Schulleiter ist.
Für junge Ausländer wird in Kooperation mit der Hauswirtschaftlichen Schule der Unterricht in einem Berufsvorbereitungsjahr organisiert.
Erstes Abitur am Technischen Gymnasium. Einrichtung von PC-Arbeitsplätzen, heute gibt es ca. 400 Computer an der Schule.
Einrichtung eines Berufskollegs für Physikalisch-technische Assistenten.
Einrichtung einer einjährigen Berufsfachschule für Elektrotechnik.
Umzug in das „Jahrhundertbauwerk des Landkreises“, in den Neubau an der Raichbergstraße 81-83 in Derendingen.
Erweiterung der einjährigen Berufsfachschule durch eine Klasse für Installations- und Metallbautechnik.
Die Schulsozialarbeit gewinnt an Bedeutung, weshalb hierfür eine eigene Stelle eingerichtet wird.
Am Technischen Gymnasium wird neben dem Profil „Technik“ als zweites Profil „Informationstechnik“ eingeführt.
Die Telekollegkurse werden eingestellt.
Erwin Horrer folgt Oskar Meyer als Schulleiter.
Das zweijährige Berufskolleg für Chemisch-technische Assistenten wird eingerichtet.
Neue Möglichkeit für Berufsschüler mit mittlerem Bildungsabschluss: Sie können eine Zusatzqualifikation für die Fachhochschule erlangen.
Einrichtung einer zweijährigen Berufsfachschule Holztechnik.
In der Schule gibt es jetzt insgesamt sechs Abteilungen und seit 2003 erstmalig eine Frau als Abteilungsleiterin.
In den Pfingstferien 2009 beginnen die baulichen Maßnahmen zur Sanierung der Schule.
Das Kreismedienzentrum wird in die Bismarckstraße verlegt und dessen Räumlichkeiten werden für die Gewerbliche Schule umgenutzt.
Der gesamte Fachbereich Physik wird dorthin verlagert und der Fachbereich Chemie kann im Theoriegebäude zusammengeführt werden.
Die Schule erhält dadurch insgesamt fünf zusätzliche Räume. Damit wird die Raumnot spürbar verringert.
Am TG wird neben dem Profil „Technik“ und dem Profil „Informationstechnik“ als drittes Profil „Technik und Management“ eingeführt.
Schüler/innen von „Jugend forscht“ und einem landesweit ausgeschriebenen „Geschichtswettbewerb Baden-Württemberg“ gewinnen im Jubiläumsjahr wie auch in den Jahren zuvor Preise auf Bezirks- und Landesebene.
100-jähriges Jubiläum mit Festakt am 22. Oktober 2010 und Tag der offenen Tür am 9. April 2011.
Schulleiter Erwin Horrer wird in den Ruhestand verabschiedet. Gunnar Huste ist neuer Schulleiter an der GST.
 
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