Podcasts für gute Bildung auf Spotify
„Es hat mich viel Kraft gekostet“, sagt Carmen Becker. Die 54jährige Oberstudienrätin hat bis zuletzt gegen den Widerstand mancher Schüler angekämpft, die das freie, selbstbestimmte Arbeiten im Projekt lange boykottiert hatten. Erst kurz vor Schluss hätten auch die widerspenstigen Schüler endlich richtig angefangen zu arbeiten.
Insgesamt drei Stunden hat die Klasse 10/2 seit Schuljahresbeginn jeden Dienstag an einem Projekt zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO gearbeitet. „Die Ziele sind so weit gefasst, dass die Schüler praktisch völlig freie Hand hatten, was sie machen wollten,“ sagt sie. Am Ende jedoch hätten manche Schülerinnen und Schüler auch zuhause geschafft, um beispielsweise Podcasts zum Thema „Gute Bildung“ zu entwickeln und unter dem Namen „Gruppe 17“ auf Spotify zu veröffentlichen.
Gerade die gemeinsame Suche nach einem Projekt sei eine große Chance des Projektunterrichtes glaubt Carmen Becker. „Es gibt in dieser Phase viel Trial und Error, aber das ist auch produktiv.“ Aber wenn die Schüler ihr Projekt gefunden hätten, entstünde ein Flow-Gefühl, dass sie ihre eigenen Grenzen und Wünsche erfahrbar machten. Ein Vater sei beim Elternsprechtag auf sie zugekommen, und habe berichtet: „Mein Sohn sitzt zuhause und schreibt das Programm für eine App über die Nachhaltigkeitsziele.“ Dieser Schüler habe in kurzer Zeit eine Programmiersprache gelernt und wichtige Erfahrungen gemacht, so Becker. Andere hätten auf Instagram selbsterstellte Videos und Bilder zum Thema Nachhaltigkeit veröffentlicht.
Carmen Becker hofft, dass ihr Beispiel Schule macht und die Projektarbeit zumindest in der Vollzeitschule der GST mittelfristig zum Standard wird, am liebsten stufenübergreifend. „Dadurch könnte sich Schule verändern“, ist sie überzeugt. „Es entstehen Freiräume für Lehrer, in denen sie kooperieren und die Rolle des Lernbegleiters einüben können.“ Das sei nicht einfach, denn es gehe darum, „die Verantwortung bewusst bei den Schülern zu lassen“. Mit Ihren KollegInnen Frank Baecker und Katharina Strasser möchte Sie im kommenden Jahr bereits in der achten Klasse mit der Projektarbeit beginnen, um die Schüler und Schülerinnen kontinuierlich mit der Eigenverantwortung zu konfrontieren und sie aus der Konsumentenhaltung herausholen.