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Erste Religion mit Schulpflicht


Eine Minderheit von 15 bis 16 Millionen Menschen, also rund 0,2% der Erdbevölkerung habe rund 20% der weltweiten Nobelpreise eingeheimst. Hier gebe es viel Neid. „Das Judentum war die erste Religion mit Schulpflicht,“ sagt der 46jährige. Das Volk Israel habe nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem 60 nach Christus mit der Heiligen Schrift (Thora) ein Dokument besessen, das durch Lesen und Vorlesen immer wieder die Regeln des Judentums verdeutlicht habe. In der Schule (Synagoge) hätten die Juden gemeinsam die Schrift gelernt, das habe „Panik“ bei anderen Herrschern ausgelöst. Michael Blume packt die gut 100 Zuhörer im großen Raum der GST mit seiner leidenschaftlichen Art vorzutragen. Nebenbei berichtet er auch Persönliches, etwa, dass er seit 25 Jahren mit einer Muslimin verheiratet ist. „Interreligiöser Dialog kann fruchtbar sein“, sagt er augenzwinkernd mit Blick auf ihre drei gemeinsamen Kinder. Rund 3000 Straftaten mit judenfeindlichem Bezug seien im vergangenen Jahr in Deutschland registriert worden, 23% der Bevölkerung glaubten, Juden hätten zu viel Macht, 18 % glaubten, Juden hätten zu viel Einfluss in den Medien. Gegen diese Stereotype gelte es vorzugehen: „Wir werden eine enorm vielfältige Gesellschaft, und das ist O.K.“ Es gelte, tolerant zu sein. Antisemitismus sei „Rassismus plus Verschwörungsmythen“. Für den Umgang mit dem Staat Israel empfiehlt er den Schülern die 3-D-Methode: „Nicht dämonisieren, nicht delegitimieren, keine Doppelstandards.“ Gut die Hälfte der Zeit widmet er Fragen der Schüler und Lehrkräfte, ehe er nach einer Stunde Vortrag im zweiten Stock der GST eine kleine Ausstellung der Klasse G2ZF2 über das Thema Jesiden im Irak besucht.

Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes, würdigt die Ausstellung der Schülerinnen der Klasse 2GFVZ 2 „Ich bin berührt“, sagt Michael Blume. Badeeah, eine Schülerin der Klasse, war im Jahr 2017 über das Jesidenprogramm der Baden-Württembergischen Landesregierung nach Tübingen gekommen, das Blume mit initiiert und begleitet hatte. „Sie hat den Schubser gegeben, um sich damit im Religionsunterricht auseinanderzusetzen“, sagt Anna Görder, Religionslehrerin an der GST. „War´s schwer oder war´s leicht“, fragt Blume die Schülerinnen. „Es war schwer, aber auch interessant“, antworten die. „Es war schon anstrengend“, sagt Badeeah. Es seien auch Tränen geflossen. Shakunta sagt: „Schön, dass wir das in der Schule gemacht haben.“ Eine große Sorge der Klasse ist, dass Badeeahs Status als Flüchtling bedroht ist, ihre Duldung abläuft. „Ihr könnt sie nicht zurückschicken“, sagt Sofia, den Tränen nahe, zu Blume. „Das kann nicht sein, dass so ein Mensch gehen muss!“ Michael Blume verspricht sich um den Fall Badeeahs zu kümmern, ihre Rechtsunsicherheit zu beenden. Er war selbst 2017 in den Irak gereist, damals noch als Staatssekretär für nichtchristliche Religionen, und hatte das Elend der Jesiden miterlebt. „Ich war für Vieles anschließend wahnsinnig dankbar“, sagt Blume. Ein Junge habe ihn dort z.B. gefragt, ob er in Deutschland in die Schule gehen dürfe. „Das hab` ich gleich meinen Kindern erzählt“, sagt er lachend.

 
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