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Von der Opernbühne ins Klassenzimmer


Die Liebe hat Oscar Soto nach Tübingen gebracht: Der 50jährige hat 2007 im Urlaub seinen heutigen Mann, Stefan, kennengelernt – im Dali-Museum in Figueres. Es war Liebe auf den ersten Blick. „2007 haben wir täglich eine Stunde telefoniert“, erinnert sich der Referendar. Unterhalten haben sich die beiden zunächst auf Italienisch! Nach vier Monaten entschieden sie sich, zusammenzuleben. Weil Stefan als Arzt nicht einfach das Land wechseln konnte, zog Oscar von Kanada nach Wankheim. Damals hatte er eine Stelle bei der mexikanischen Botschaft in Toronto. Anschließend studierte er in Tübingen Englisch und Spanisch auf Lehramt, seit 2020 ist er jetzt im Referendariat an der Gewerblichen Schule Tübingen. „Lehrer wollte ich immer sein“, sagt Soto. Schon als Kind habe er gespielt, Lehrer zu sein. Sein Vater hatte in Mexico-City eine Holzhandlung, den Familien der Arbeiter hat Oscar Lesen und Schreiben beigebracht. Dies hat er auch später in der Provinz Chiapas bei dem indigenen Tojolabal Volk, in Verbindung mit politischer Bildung, gemacht.

Oscar Soto

Aufgewachsen im Moloch von Mexico-City, einer Stadt mit offiziell 20 Millionen Einwohnern, ist Oscar Soto Trubel gewohnt, sein Leben klingt wie ein Film: Nach der Schule gründete er eine Werbefirma zusammen mit einem Freund, doch in der großen Wirtschaftskrise 1995 mussten sie die Hälfte der Belegschaft entlassen. Die neue Offsetmaschine wurde verkauft und Oscar begann ein neues Leben. „Mit dem Geld aus der Firma und meinem verkauften Auto flog ich nach New York“. Dort wollte er Opernsänger werden. Tatsächlich gelang es ihm, einige Produktionen am Broadway zu singen, nachdem er am Mannes College of Music Gesang studiert und graduiert hatte. Nebenher arbeitete Oscar in der mexikanischen Botschaft in New York und bekam dort ein Angebot, als Diplomat zu arbeiten. So begann sein drittes Leben. Das Vorsingen und Vorspielen und damit seine künstlerische Karriere gerieten in den Hintergrund. „Ich habe nie an der Met gesungen“, sagt er. Aber immerhin in der New York City Opera.

Gleichzeitig hatte Oscar immer eine Liebe für Deutschland: „Ich habe kürzlich eine Liste gefunden, die ich mit sieben Jahren geschrieben habe. Darauf stand: Wenn ich in Rente gehe, möchte ich Philosophie in Heidelberg studieren.“ Tatsächlich begann Soto 2008 nach seinem Umzug nach Tübingen auch mit Kunstgeschichte und Philosophie an der Uni Tübingen, entschied sich dann aber für das Lehramtsstudium. Als Hiwi arbeitete er sowohl im Seminar für Amerikanistik als auch in dem für Romanistik. „Als Muttersprachler war ich sehr begehrt“, sagt er.

Jetzt hofft er, dass er das Referendariat schafft. „Die Energie hier ist sehr positiv“, sagt der Mexikaner mit Blick auf die Schule. „Ich würde so gerne bleiben!“

 
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