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Ende der Kreidezeit


Der Abbau einer Kreidetafel dauert 15 Minuten. Markus Wiesenthal und Burhan Pekpak montieren an diesem letzten Donnerstagnachmittag im April die neuen Stahlrahmen für die Digitaltafeln an die Wand. Am Boden die Reste von 30 Jahren: Staub, Kreidestummel, abgebrochene Bleistifte und eine Geldmünze. Ein Zehnpfennigstück das viele Jahre unter dem Tafelsockel verbracht hat. „Noch aus der D-Mark-Zeit“, sagt Kollege Wiesenthal lapidar.

Rund 4300 Mark kostet eine neue Digitaltafel, die Montage dauert insgesamt drei Stunden.

„Die neuen Tafeln sind künftig das zentrale Medium des Klassenzimmers“, sagt Ulrich Walter, stellvertretender Schulleiter der GST. Insgesamt 117 der digitalen Hochleistungsgeräte werden in den kommenden Tagen installiert, einige davon auch transportabel. „Bisher waren die Beamer außerhalb der Mitte des Klassenzimmers angebracht“, so Walter. Das hatte den Nachteil, dass die Projektion nicht von allen gleich gut gesehen wurde. Auch verfügten die neuen Bildschirme über einen besseren Kontrast und eine höhere Bildschärfe. Die klassische Tafelfunktion bleibe durch die Whiteboard-Fläche von insgesamt vier Quadratmetern ebenfalls erhalten. „Künftig können Schüler ihre Geräte, z.B. Handys, direkt auf den Monitor projizieren und so bspw. ihre Hausaufgaben oder Lösungswege vorstellen“, sagt Walter. Parallel dazu sollen alle rund 160 Lehrer der GST in den kommenden zwei Wochen einen Laptop erhalten.

Die Rückmeldung der Lehrkräfte sei positiv, berichten die Wittler-Mitarbeiter. „Wir hatten einen in Bayern, der war als sehr kritisch bekannt, aber er schwärmt jetzt von dem Gerät“, so Markus Wiesenthal. Für die Berliner Firma mit ihren rund 60 Mitarbeitern herrscht derzeit jedenfalls Hochkonjunktur. Mit ihren Lkws fahren sie durch die ganze Republik, um ihre Digitaltafeln auszuliefern, nachdem die Milliarden des Digitalpaktes endlich fließen. Allein an der GST werden 1,2 Millionen Euro aus Berlin für den Ausbau der digitalen Infrastruktur eingesetzt. „Dazu kommt ein Eigenanteil von 20 Prozent von der Schule selbst“, so Ulrich Walter. Voraussetzung für den Geldsegen aus Berlin war neben einer Verfassungsänderung – normalerweise ist Bildung ja Ländersache - ein Medienentwicklungsplan, der in den vergangenen zwei Jahren in zahlreichen Arbeitsgruppen von Lehrerinnen und Lehrern an der GST entwickelt wurde.

Die Corona-Krise hat die Bedeutung digitaler Medien in den Schulen in den vergangenen Monaten zusätzlich beschleunigt. Sie sorgt auch dafür, dass die Montage der neuen Tafeln ziemlich geräuschlos und nahezu unbemerkt von statten geht. Die vier Berliner Monteure arbeiten neun Stunden, anschließend übernachten sie in ihren beiden LKWs.

Ob die Tafeln eine Verbesserung für den Unterricht bringen? Burhan Pekpak (Foto) ist da skeptisch: „Die Kinder könnten fauler werden,“ sagt der Mitarbeiter der Firma Wittler. „Nur noch Kabel rein und kopieren, nichts mehr schreiben.“

Burhan Pikpak

 
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