Auf Adrenalin
22.11.2019
Vor knapp zwei Jahren hat Olawale Habert, den alle Ola nennen, zum ersten Mal Boxen ausprobiert. Das war beim SV 03 Tübingen. „Dann hat´s mir gefallen, dann ist dem Trainer aufgefallen, dass ich Sachen relativ sauber mach.“ Mit Sachen meint Ola seine Linke, er hat einen geraden und ziemlich harten Faustschlag. Im September 2018 startete Ola, mittlerweile Schüler an der GST, zum ersten Mal bei den baden-württembergischen Meisterschaften und gewann gleich den Titel. Seitdem hat er acht Kämpfe bestritten, davon hat er sieben gewonnen. Am vergangenen Samstag, 16. November, war dann in Köln sein bisher wichtigster Kampf: Er traf im Finale der deutschen Meisterschaften auf den amtierenden Jugendmeister im Schwergewicht, Michel Dobler aus Thüringen. Der hatte 30 Kämpfe mehr – und besiegte ihn. „Es war eine einstimmige Entscheidung“, berichtet Ola. „Er war größer und dominant.“ Noch ist dem 17jährigen die Enttäuschung über seine Niederlage anzumerken, eine leichte Schwellung unterhalb des linken Augenlides kündet von der Härte der Auseinandersetzung. „Des isch nix“ sagt Ola. Im Kampf spüre er die Schläge oft nicht, er sei „auf Adrenalin“. Erst bei der anschließenden Videoanalyse werde ihm oft klar: „Oh, der hat mich ja wirklich getroffen.“
Derzeit kämpft Ola mit Kopfschutz und leichteren Handschuhen, doch er träumt bereits von einer Karriere als Profi. Zunächst will er sich aber als Amateurboxer einen Namen machen und für Deutschland international boxen. Fünf Mal trainiert Ola pro Woche bei seinem Tübinger Trainer Khaled el Kurdi, von dem er begeistert ist: „Der kümmert sich um uns und macht sich Sorgen und Gedanken.“ Künftig wird er zusätzlich zwei Mal im Monat im Olympia-Stützpunkt in Ludwigsburg trainieren. Sein Vorbild als Boxer ist George Foreman – wegen seiner Kraft und „weil er gut einstecken konnte“.